Bild nicht mehr verfügbar.

China Central Television.

Foto: APA/EPA/ROLEX DELA PENA

Wien – Ole Scheeren hat schon ein bisschen größere Newscenter gebaut: Für Rem Koolhaas' Büro OMA entwarf Scheeren das Television Center des chinesischen Staatsfernsehens CCTV im Osten Pekings. Zwei wie ein geknicktes O verbundene Türme, in denen an die 10.000 Menschen arbeiten.

Am Dienstag schauen Vertreter Ole Scheerens für ein deutlich kleineres Projekt auf dem Wiener Küniglberg in Wien vorbei: das geplante Newscenter, in dem der ORF all seine (einige Hundert) in Wien tätigen Journalisten für Radio, Fernsehen, Online zusammenbringen will.

250 bis 300 Millionen Euro sind für das Gesamtprojekt Küniglberg neu veranschlagt – also inklusive Sanierung und Neugestaltung des Altbestands, den Roland Rainer vor mehr als 40 Jahren konzipierte.

Dienstag Fragestunde und Besichtigung

Scheerens Leute treffen am Dienstag bei dem mehrstündigen Ortstermin auf 14 weitere Planungsteams aus Österreich und dem Rest der Welt. "Stars und kleinere Büros aus Österreich und international": So umschreibt der ORF die 15 Teilnehmer.

Welches Team das ORF-Newscenter baut, soll wie berichtet eine Jury unter Architekt Dietmar Eberle von der ETH Zürich mit dem Auftraggeber im Herbst entscheiden. 15 Teams haben bis Ende September Zeit für ihre Entwürfe. Am Dienstag sind ihre Vertreter zur gemeinsamen Besichtigung auf dem Küniglberg. Mehrere Stunden sondieren sie das – etwas abschüssige – Terrain für das Newscenter zwischen Haupttrakt und Showhalle.

Beworben haben sich jedenfalls auch Ortner & Ortner, die das ARD-Hauptstadtstudio in Berlin bauten – wie mehr als 50 Büros. Ebenso dem Vernehmen nach Kaufmann Partner aus Linz.

Coop Himmelb(l)au, Querkraft, Marte.Marte, Feichtinger, Riegler Riewe

Fix unter den 15 im Bewerb dürften etwa Coop Himmelb(l)au stehen. Hoch gehandelt werden nach Recherchen des STANDARD aus Österreich etwa Querkraft Architekten, Marte.Marte und Dietmar Feichtinger, der neben der Voestalpine-Zentrale, einem Klinikum in Kärnten und der Donau-Uni in Krems einige Großprojekte in Frankreich realisierte. Auch Riegler Riewe sollen aus Österreich im Rennen sein, verantwortlich etwa für den Grazer Med-Campus.

Als Vorbild für multimediale Newsrooms gilt etwa der dänische Rundfunk DR, geplant vom dänischen Büro Vilhelm Lauritzen Architekter. Auch wenn über die Kosten des Neubaus ein DR-Chef stolperte. Das lag aber vor allem an den etwas ausufernden Kosten der von Jean Nouvel am Rundfunkkomplex geplanten Konzerthalle. Der Saal für das ORF-Radiosymphonieorchester (und das Radiokulturhaus) sollen ja im Funkhaus in der Argentinierstraße bleiben. Voraussichtlich zurückgemietet vom Käufer der Traditionsimmobilie.

Snøhetta und Dominique Perrault

Unter den 15 Teams im Wettbewerb für den ORF soll aber auch ein Architekt mit Erfahrung in musikalischen Großprojekten sein: Das norwegische Architekturbüro Snøhetta hat die Oper Oslo, einem treibenden Eisberg nachempfunden, beeindruckend ans Hafenbecken gesetzt.

Schon in Wien groß gebaut hat ein anderer kolportierter Mitstreiter: Dominique Perrault (DC Tower) soll nach STANDARD-Infos ebenfalls im Rennen um das ORF-Newscenter sein.

Keine Spar-Kompromisse

Sir Richard MacCormac indes dürfte sich nicht unbedingt für den ORF-Bewerb hervorgetan haben. Er hat zwar schon für die BBC, den Prototyp der öffentlich-rechtlichen Sender, einen Zubau für ein Newscenter entworfen. Der Londoner Architekt überwarf sich freilich mit der BBC, weil er kostenbedingte Änderungen seines Entwurfs nicht akzeptierte.

Das von Lend Lease fertiggebaute BBC-Newscenter kursiert im ORF wie die Newsrooms von DR, der finnischen YLE und Norwegens NRK im ORF als Vorbild. Als Vorbild für immerhin lässige Arbeitsbedingungen werden aber auch Bilder aus den Standorten von Google in London, von Air BnB in San Francisco und Foursquare in New York herumgereicht.

Standortfrage Song Contest

Rascher – bis Anfang August – muss der ORF eine andere Standortfrage klären: Findet der 60. Song Contest in Graz, Innsbruck oder doch Wien statt? Stadtrat Christian Oxonitsch soll am Freitag nun auch mehr Bereitschaft Wiens signalisiert haben, das Projekt auch wirtschaftlich zu unterstützen. (Harald Fidler, DER STANDARD, 22.7.2014)