In der Seestadt Aspern wird fleißig gebaut. Ob im Wiener Stadtentwicklungsgebiet auch ein riesiges Kompetenzzentrum für den Spitzensport entstehen wird, soll laut Verantwortlichen bald geklärt sein.

Foto: Michael Matzenberger

Wien - Das Promotion-Video ist beeindruckend, mit dem die Initiatoren des Projekts derzeit Sportverantwortliche in Österreich zu überzeugen versuchen: In der Seestadt Aspern soll ein riesiges Kompetenzzentrum entstehen, das Spitzensport, universitäre Forschung, Wissenschaft und Sportmedizin auf einem Areal bündeln soll. Präsentiert wird das Ganze im Video von ORF-Moderator Rainer Pariasek, der sich bezüglich der "Aspern Sports Area" (ASA) begeistert zeigt.

Das Spitzensportprojekt für alle Sommersportarten, das gerüchteweise bis zu 200 Millionen Euro kosten soll, wäre in Österreich bisher beispiellos. Bei der U2-Endstation sollen auf 160.000 Quadratmetern nicht nur Sportstätten und Büroräumlichkeiten für Sportorganisationen geschaffen werden, sondern auch universitäre Einrichtungen für Forschung und Sportmedizin.

Inklusive Multifunktionshalle

Konkret ist von Trainingszentren für Fußball, Turnen, Leichtathletik und Schwimmen die Rede, wobei Outdoor-Anlagen und Sporthallen geplant sind. Eine Multifunktionshalle für Ballsport, Fechten, Kampfsport oder Schießen soll andere olympische Sportarten abdecken.

Ergänzt sollen die Sportstätten von einem 28-stöckigen und somit rund 100 Meter hohen "Haus des Sports" für Verbände und Organisationen werden. Im Plan sind auch Gebäude für eine Sportuniversität samt Forschungszentrum, Hörsäle, Studentenwohnhäuser und sportmedizinische Einrichtungen.

Das Projekt könnte einige Probleme, mit dem sich der Spitzensport in Wien wegen eines Mangels an adäquaten Sportstätten herumschlagen muss, auf einen Schlag lösen. Allein: Über die Finanzierung und Umsetzung des Megaprojekts halten sich Verantwortliche äußerst bedeckt.

Dürftiger Informationsfluss

Auf der Homepage aspern-sports-area.at wird die gleichnamige Privatstiftung genannt. Vorsitzende ist die Sportwissenschafterin Michaela Gawrilowicz, im Vorstand sitzen auch noch Rechtsanwalt Nikolaus Vavrovsky sowie Wolfgang Eisenhut. Es ist anzunehmen, dass die genannten Personen treuhänderisch tätig sind. Vom STANDARD kontaktiert, wollten Gawrilowicz und Vavrovsky aber keine Details zu möglichen Privatinvestoren im Hintergrund nennen. Sie kündigten aber an, bald nähere Informationen zum Projekt geben zu können.

Der Informationsfluss der ASA ist äußerst dürftig. "Herumgeistern trifft es gut", sagt der Leiter des Wiener Sportamtes (MA 51), Anatol Richter, zum Projekt. "Wir harren der Dinge und warten auf Infos." Laut Richter sei man in den Finanzierungsplan nicht eingeweiht.

Das Büro von Sportminister Gerald Klug (SPÖ) ist auf dem Wissensstand einer Informationsveranstaltung vom Mai dieses Jahres. "Seither gab es keine neuen Infos. Eine Mitfinanzierung seitens des Sportministeriums war bisher kein Thema", heißt es in einer Stellungnahme. Auch bei den zuständigen Stellen im Stadtentwicklungsgebiet Aspern weiß man wenig über das Projekt. Laut der "Wien 3420 Aspern Development AG" habe man der Privatstiftung drei Baufelder genannt. Näheres zum Projekt wisse man nicht.

Uni-Übersiedlung fraglich

Die Universität Wien wäre vom Projekt insofern betroffen, als die Sportuni auf der Schmelz nach Aspern übersiedeln könnte. Bei der Uni Wien bestätigt man lediglich "unverbindliche Gespräche. Es ist nicht entschieden, ob sich die Universität Wien beteiligen wird und kann."

Auswirkungen hat das Projekt schon jetzt: Vor dem Bau etwaiger neuer Sportstätten in Wien warte man konkrete Schritte der ASA ab, heißt es. Das betrifft auch die Realisierung eines 15 Millionen Euro teuren Schwimmsportzentrums, zu dem sich Stadt und Bund geeinigt haben. Schon in Betrieb ist das neue Union Sportzentrum im Prater für Rugby und Trendsportarten wie Ultimate Frisbee, Flag-Football oder Lacrosse: Es wurde am Montag offiziell eröffnet. (David Krutzler, DER STANDARD, 16.9.2014)