Wien - Am Freitag ab 13 Uhr wird die umgestaltete Wiener Mariahilfer Straße offiziell eröffnet. Am Tag vor dem Grätzelfest samt einem Auftritt von Christoph & Lollo wurden nur noch kleinere Arbeiten durchgeführt, hier und da eine Fuge in der Pflasterung ausgebessert oder ein Radabstellplatz montiert. Die erste Bauphase des heftig umstrittenen Projekts ist abgeschlossen, Zeit- und Kostenplan wurden bisher eingehalten, Gesamtbudget: 25 Millionen Euro.

Konflikte in der Begegnungszone

Um 10 Uhr morgens sind an dem Donnerstag neben Fußgängern und Radfahrern viele Lieferwagen unterwegs. Sie dürfen um diese Zeit ausnahmsweise die komplettierte Fußgängerzone - Andreasgasse bis Kirchengasse - befahren. In der fertiggestellten ersten Begegnungszone zwischen Kaiserstraße und Andreasgasse läuft es nicht immer konfliktfrei. Ein Taxi streift eine Fußgängerin mit dem Seitenspiegel, der geräuschvoll einklappt. Der Taxler fährt unbekümmert weiter, die ältere Frau, unverletzt, sieht ihm verärgert nach.

Die Frage, ob Auto- und Radfahrer sich immer regelkonform verhalten, drängt sich wiederholt auf, zum Beispiel, wenn jemand gegen die Einbahn einbiegt, um einen privaten Garageneingang zu erreichen. "Die Regelungen sind akzeptiert", sagt Hans-Christian Heintschel, Sprecher der Stadt Wien, im STANDARD-Gespräch. "Es gibt noch Vorbehalte, aber die Gemüter sind nicht mehr erhitzt."

Einheitliche Pflasterung

Fertig ist die neue Mahü eigentlich noch nicht. Ein etwa 750 Meter langer Abschnitt - die zweite Begegnungszone zwischen Getreide- und Kirchengasse - muss von Februar bis 31. Juli 2015 umgebaut werden. Bis dahin ist der Unterschied noch deutlich sichtbar: auf der einen Seite die asphaltierte und von Gehsteigen gesäumte Fahrbahn; auf der anderen Seite die neue Begegnungszone mit einheitlicher Pflasterung und ausgeglichenem Niveau. Frisch sieht die Pflasterung aber nicht aus. Nur stark verschmutzte oder zerbrochene Pflastersteine wurden durch neue ersetzt, erklärt Heintschel. "Aus wirtschaftlichen Gründen."

Sitzmöbel und "Go"-Tische

Die Verkehrsregelungen gelten übrigens auch für die noch nicht umgebaute Begegnungszone: Parken ist verboten, Halten nur zehn Minuten erlaubt. Es gilt Tempo 20. In der Fußgängerzone ist das Radfahren, eines der rot-grünen Streitthemen, in Schritttempo erlaubt. WLAN, Sitzmöbel und das Strategiespiel "Go" sollen die Aufenthaltsqualität verbessern. Im Umgang mit ihrer neuen Mahü müssen sich die Flanierer aber wohl noch üben. In den Hochbeeten liegt bereits Müll. Es werde gegen das Mobiliar uriniert. "Das ist schon ein Problem", sagt Heintschel. (Christa Minkin, DER STANDARD/derStandard.at, 13.11.2014)

Blick auf die umgestaltete Fußgängerzone der neuen Mariahilfer Straße.

Regine Hendrich

Die Begegnungszone sorgt noch für den einen oder anderen Konflikt. Wie sie funktioniert, kann man unter anderem in diesem von der Stadt gestalteten Video sehen, das man mit Humor nehmen sollte.

Regine Hendrich

Kurz vor der Eröffnung werden noch ein paar Nachbesserungen vorgenommen, zum Beispiel die Montage eines Fahrradabstellplatzes.

Regine Hendrich

Die Pflasterung wirkt verschmutzt und ist es teilweise auch. Um Kosten zu sparen wurden viele der alten Steine wiederverwendet.

Regine Hendrich

Dieser Lkw steht genau richtig. Autofahrer können sich an den Wasserrinnen orientieren. Sie begrenzen die "Fahrbahn", also den für motorisierte Fahrzeuge vorgesehenen Teil der Begegnungszone.

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Privatpersonen dürfen zwischen den weißen Bodenmarkierungen für Ladezonen, Behinderten- und Taxistellplätze halten.

Regine Hendrich

An ein Bodenleitsystem für sehbehinderte Menschen wurde auch gedacht.

Regine Hendrich

Kürzlich wurden diese Tafeln mit vorgeschlagenen Routen für Fußgänger aufgestellt.

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Straßenkunst.

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Sitzmöbel gibt es mit und ohne Lehne.

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