Frau sitzt am Tisch mit viel Bargeld in der Hand.
Nicht überall können sich Menschen über ein besonders hohes Einkommen freuen – es gibt teils große Unterschiede.
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Welcher Betrag jeden Monat auf dem Gehaltskonto einlangt, hängt von vielen Faktoren ab: individuell etwa vom Stundenausmaß, der Funktion oder den Dienstjahren; auf Makroebene spielen Merkmale wie Geschlecht, Alter oder Bildungsgrad ebenso eine Rolle. Nicht zu unterschätzen ist aber auch die Lage des Wohnorts. Während die Speckgürtelgemeinden von der Nähe zu gutdotierten Jobs in den Ballungsräumen profitieren, sind in strukturschwachen, ländlichen Regionen lukrative Anstellungen seltener.

DER STANDARD hat die letztverfügbaren Gehaltsdaten für alle 2.093 österreichischen Gemeinden und die Wiener Gemeindebezirke von der Statistik Austria zur Auswertung erhalten – und darüber hinaus die Vergleichszahlen für jedes Jahr seit 2004. Demnach betrug 2022 das jährliche Medianeinkommen der Vollzeitangestellten 33.454 Euro netto. Pro Kalendermonat sind das rund 2.790 Euro. Die Beträge sind immer dem Wohn- und nicht dem Beschäftigungsort zugeordnet.

Die ortsüblichen Einkünfte weichen vom Mittel teils drastisch ab. So verdiente man im südlich von Wien gelegenen Gießhübl mit 51.909 Euro im Median fast doppelt so viel wie im Osttiroler Innervillgraten mit 27.297 Euro. Um zu sehen, wie hoch das Einkommen in Ihrem Wohnort (oder einer beliebigen anderen Gemeinde) war, geben Sie zunächst den Ortsnamen in das Suchfeld ein und wählen die gewünschte Gemeinde aus. Sie fungiert in allen weiteren Grafiken in diesem Artikel als Referenz.

In der folgenden Karte sind alle österreichischen Gemeinden nach ihrem mittleren Einkommen (Medianeinkommen) eingefärbt. Die dunkleren Bereiche rund um Wien oder Linz zeigen gut die höheren Werte in den Vororten. Hellere Töne, wie in einigen Gegenden der Obersteiermark, dem Waldviertel oder alpinen Regionen, weisen auf geringere Einkommen hin.

Wenn Sie in die Karte klicken oder tippen, können Sie neben dem zuvor ausgewählten und rot markierten Referenzort eine weitere Vergleichsgemeinde hinzufügen. Für beide Gemeinden sowie für Gesamt-Österreich sehen Sie im Diagramm unter der Karte die Entwicklung der jeweiligen Medianeinkommen seit 2004.

Zur besseren Vergleichbarkeit sind alle früheren Jahre inflationsangepasst. Es handelt sich also bis inklusive 2021 nicht um die Einkommen, wie sie damals in Euro-Beträgen auf den Lohnzetteln standen, sondern um die Realeinkommen aus Sicht des Schlussjahres – anders ausgedrückt: Frühere Jahre sind an die Kaufkraft des Jahres 2022 angepasst. Dazu am Schluss noch mehr.

Differenzen in den Gehältern

Bisher war stets die Rede vom Medianeinkommen, also dem 50-Prozent-Wert: Die Hälfte aller Einkommen liegt darüber, die andere Hälfte darunter. Der Wert sagt aber noch nichts über das Verhältnis von Gering- und Spitzenverdienern aus.

Die folgenden Diagramme sollen diese Differenz abbilden. Die Fläche endet oben jeweils bei dem Betrag, an dem die Spitzenverdiener beginnen. Spitzenverdiener ist man laut dieser Definition dann, wenn man mehr verdient als 80 Prozent aller anderen Erwerbstätigen. Unten wiederum endet die Fläche bei den Niedrigverdienern. Niedrigverdiener ist man demnach, wenn es nur 20 Prozent aller Gehälter gibt, die noch niedriger ausfallen.

Einkommensvergleich der Gemeinden

In der nächsten Grafik sind alle Gemeinden und die Wiener Gemeindebezirke in Form von Punkten (oder Blasen) dargestellt. Von oben nach unten sind sie nach dem Medianeinkommen positioniert und nach Bundesländern eingefärbt. Die Punktgröße hängt von der Zahl der berücksichtigten Einkommen und damit tendenziell auch von der Einwohnerzahl ab.

Man erkennt etwa, dass sich die violetten Vorarlberger Punkte ganz links fast alle in der oberen Hälfte des Knäuels befinden. Die Einkommen dort fallen also überdurchschnittlich hoch aus. Das Bundesland mit den niedrigsten Durchschnittseinkommen ist Tirol.

Die etwas größeren, rötlichen Blasen rechts stehen für Wien. In Bezirken wie Favoriten oder Rudolfsheim-Fünfhaus werden einige der geringsten Einkommen des Landes generiert. Umgekehrt zählen die Gehälter in Hietzing oder Josefstadt zu den österreichweit höchsten.

Wie stark wirkt sich die Inflation aus?

Wie zuvor erwähnt, waren die Zeitreihen bisher immer inflationsbereinigt dargestellt. Wie aber würde die Einkommenskurve über die Jahre aussehen, wenn die Inflation nicht miteinbezogen wäre? Da die meisten Erwerbstätigen durch die kollektivvertraglichen Tarifanpassungen von Jahr zu Jahr mehr verdienen, würde sie konstant steigen.

Dadurch alleine wäre aber nicht erkennbar, welche Mittel man tatsächlich zum Leben zur Verfügung hat. Denn die ebenfalls laufend wachsenden Verbraucherpreise sind dabei nicht berücksichtigt.

Wie viel man sich vom Gehalt tatsächlich leisten kann, zeigen die letzten Diagramme. Die dunkle Kurve steht für die Nominaleinkünfte (also Gehälter, die nicht an die Inflation angepasst sind). Die helle, leicht abgeschwächte Kurve symbolisiert einen fiktiven Warenkorb: Angenommen, man hat zu Auswertungsbeginn 2004 ein ganzes Jahresgehalt für übliche Waren und Dienstleistungen ausgegeben, dann zeigt die helle Linie für die Folgejahre, wie hoch die Ausgaben für dieselben Waren und Dienstleistungen dann jeweils gewesen wären.

Wie man sieht, ist die dunkle Kurve im langjährigen Vergleich in den meisten österreichischen Gemeinden durchgängig steiler angewachsen als die helle. Das bedeutet, dass die Kaufkraft stieg. Ganz zum Schluss macht die helle Linie aber einen deutlichen Knick nach oben: Die Verbraucherpreise stiegen stärker als die Einkommen – ein Indikator der Inflationskrise ab 2022. (Robin Kohrs, Moritz Leidinger, Michael Matzenberger, 16.4.2024)