"Das Startmenü von Windows 11 ist lachhaft schlecht. Dieser Computer hat eine 1.600-Dollar-i9-CPU und 128 GB RAM, und das ist die Performance, die ich meistens bekomme." Das schreibt Andy Young auf X und hat dazu ein Video gepostet, in dem besagtes Startmenü zunächst gar nichts und im zweiten Versuch erst mit längerem Anlauf Inhalte in seinem Bildausschnitt anzeigt. "Was ist das los in Redmond?"

Wenn Young sich das fragt, sollte man in der Microsoft-Zentrale wohl hinhören. Denn Young war immerhin von 2007 bis 2021 beim Unternehmen und dort vor seinem Abschied einer der führenden Softwareentwickler. Und die Reaktionen auf sein Posting legen nahe, dass seine Beobachtung eher kein Einzelfall ist. Einige Kommentatoren, ein guter Teil davon ebenfalls erfahrene Entwickler, zeigen sich ebenfalls nicht begeistert vom aktuellen Zustand des Startmenüs.

Wenn Bing nach "otepad" sucht

Abseits des teils langsamen Aufbaus stört man sich etwa an der trägen Reaktion beim Eintippen von Suchbegriffen, die mitunter zur Folge hat, dass der erste oder mehrere eingetippte Buchstaben schlicht "verschluckt" werden. Dieses Phänomen ist doppelt verwunderlich, soll doch die Universal-Suche des Systems eigentlich langes Klicken durch App-Listen ersparen. Auch hierzu hat Young eine Anekdote, die er schon im Februar gepostet hat: "Mein Lieblingsfeature von Windows ist es, das Startmenü zu öffnen, 'Notepad' einzugeben, Enter zu drücken, damit es dann Edge mit einer Bing-Suche nach 'otepad' öffnet."

Findet die Suche keinen passenden Eintrag einer App oder Datei oder ist dabei nicht schnell genug, ist das Öffnen einer Bing-Suche mit dem eingetippten Begriff das Standardverhalten des Systems. Die Ladeverzögerung und teils schleppende Ergebnisfindung sind zusätzliche Ärgernisse zur auch schon oft kritisierten, engen Anbindung zwischen Windows und Microsofts eigenem Browser und Suchmaschine.

Windows 11 Startmenü Problemdemonstration
Tippt man schneller, als das Startmenü lädt, verschwinden Buchstaben, und man landet bei einer Bing-Suche statt in der gewünschten App.
Screenshot/DER STANDARD

Ein anderer Entwickler hat immerhin einen Tipp parat, wie man das Problem zumindest minimal lindern kann. Er empfiehlt (auf eigene Gefahr), im Registry-Editor unter "Computer\HKEY_CURRENT_USER\Control Panel\Desktop" den Wert für "MenuShowDelay" auf 0 zu setzen. Damit sollte das Startmenü zumindest früher anfangen sich aufzubauen, da damit die vorgegebene, standardmäßig auf 0,4 Sekunden gesetzte Verzögerung entfällt.

"Es ist eine Schande"

Ein weiterer Entwickler beklagt einen generellen Qualitätsverfall in Windows und schiebt diesen darauf, dass Microsoft ständig neue Features liefert und dabei darauf verzichtet, Code zu optimieren und Altlasten abzubauen. Dabei, so sagt er, "könnte Windows mit seiner KI-Integration eines der besten Betriebssysteme sein." Young, der selbst an Windows mitgearbeitet hat, reagiert darauf melancholisch mit einem Meme aus "Der Pate". "Es ist eine Schande", schreibt er.

Bei Microsoft selbst ist man sich zumindest im Klaren, dass beim Windows-Startmenü nicht alles eitel Wonne ist. Mikhail Parakhin, ehemaliger Chef für die Benutzererfahrung, sprach Anfang des Jahres über die Defizite des Steuerelements und versprach, dass man in Zukunft wieder ohne zusätzlichen Klick durch alle Apps scrollen können soll. Dazu wolle er sein Team zu weiteren Verbesserungen anspornen.

Seitdem hat sich allerdings intern einiges getan, weiß Windows Central zu berichten. Das Windows-Team wurde nämlich zurück in die "Engineering and Devices"-Abteilung verlegt. Als Entwicklungsleiter für das System fungiert nun Paval Davuluri, der diese Aufgabe zusätzlich zum Hardware-Bereich übernimmt. (gpi, 16.4.2024)