Ein Schnauzer in der Wiese
Nachdem er ungefähr jeden zweiten Grashalm markiert hat, genehmigt sich Schnauzer Gismo eine Pause. (Belichtungszeit 1/500 Sek., Blende f6.3, Lichtempfindlichkeit ISO 100, Brennweite 200 mm)
Michael Simoner

Was haben Honigbiene, Yak und Kommissar Rex gemeinsam? Sie gehören zu den Tierarten, deren wilde Vorfahren irgendwann domestiziert wurden. Wobei der Hund schon am längsten zu Höhle, Haus und Hof gehört. Wie lange genau, weiß niemand. Wissenschaftliche Schätzungen variieren zwischen 15.000 und 100.000 Jahren. Auf dem Wachtberg in Krems wurden beispielsweise neben einer bedeutenden Begräbnisstätte 30.000 Jahre alte Überreste von Raubtieren entdeckt, deren verbreitete Schnauzen auf ein verändertes Fressverhalten hindeuteten: Ließ sich bereits der Wolf füttern?

Auch in Gismo steckt noch ein Wolf. Im Großen und Ganzen ist er aber ein Schnauzer. Er hat ein rauhaariges Fell, das, wenn er länger nicht beim Frisör war, recht flauschig wird. Er trägt einen beeindruckenden Schnauzbart und dichte Augenbrauen, die er unabhängig voneinander tanzen lassen kann. Gismo wohnt bei meiner Schwester und meinem Schwager. Am vergangenen Wochenende hat es sich ergeben, dass wir als Hundesitter einsprangen. Er übersiedelte also kurzfristig ein paar Häuser weiter zu uns.

Keine Knackwurst

Während wir noch überlegten, ob wir Gismo Fasan oder Kalbsknochen oder beides kredenzen sollten, schob mein Schwesterherz die Verpflegung samt Menüplan rüber: zweimal pro Tag Trockenfutter, das aussieht wie Kügelchen aus der Hydrokultur, plus ein bisschen hochwertiges Nassfutter. Zwischendurch mal ein Knabberli und immer reichlich Wasser bereitstellen. Ich war ein wenig enttäuscht. Nicht mal eine Knackwurst? "Wehe!", hieß es. Vermutlich haben Sie schon bemerkt, dass wir nicht zu den 288.100 Haushalten mit Hund in Österreich gehören.

Gismo ist bei uns im Ort sehr bekannt. Beim Gassigehen wurde er öfter mit Namen angesprochen als ich. Auf dem Land gibt es natürlich nicht nur Gassi, sondern auch Feldwegi und Trampelpfadi. Im Ortsgebiet und auf beliebten Hunderouten rundherum herrscht die Pflicht, Hundekacke zu entsorgen. Da auch Gismo mit seinen fünf Jahren das noch nicht gelernt hat (oder wahrscheinlich nur so tut), musste ich es in die Hand nehmen. Auch mit Sackerl fürs Gackerl ist das eine Überwindung, wie ich zugeben muss. Aber ich will ja schließlich auch kein Hundstrümmerl auf der Schuhsohle picken haben.

Zeitig in der Früh raus

Da Gismo im Gegensatz zu mir kein Langschläfer ist, mussten wir zeitig raus. Sonntag kurz nach sechs Uhr früh ist noch erstaunlich wenig los, ist mir aufgefallen. Auf die weiße Katze im Feld vor uns wurde ich erst aufmerksam, als Gismo erstarrte. Zur Vorbereitung hab ich mir angelesen, dass Schnauzer im 19. Jahrhundert als Stallhunde gezüchtet wurden. Sie sollten das Vieh bewachen und kleine Säugetiere wie Marder oder Ratten jagen. Deshalb werden sie auch Rattler genannt. Die Katze gehört also zu seinem Beuteschema. Ich hielt die Leine kurz und spürte die Zugkraft, die Gismo mit seinen kräftigen Hinterbeinen entwickeln kann. Wäre er ein Riesenschnauzer mit 40 bis 50 Kilogramm, hätte er mich wohl nachgeschleift. Gismo ist aber glücklicherweise ein Mittelschnauzer mit rund 18 Kilo und außerdem gut erzogen. Schon nach dem 19. "Neiiiiin!" konnten wir unsere Morgenrunde fortsetzen.

Nächtliche Überraschung

Herr und Frau Schnauzer sind auch bekannt für ihren Familiensinn. Wer zum Rudel gehört, darf sich alles erlauben. Dafür holt sich Gismo viele Streicheleinheiten und manchmal die Freiheit, bei seinen Futtergebern im Bett am Fußende zu schlafen. Bei uns sicher nicht, auf keinen Fall, das haben wir ihm gleich klargemacht und seine Ruhedecke im Vorzimmer platziert. Als er noch herumschwänzelte, nachdem wir schlafen gegangen waren und wir endlich unsere Ruhe haben wollten, holten wir seine Decke ins Schlafzimmer. Denn Haushunde suchen gerade in der Nacht die Nähe von Menschen, hab ich irgendwo gelesen (wahrscheinlich in einer Homestory aus der Steinzeit).

Es schien zu funktionieren. Gismo und ich schnarchten leise. Um 0.16 Uhr war es dann so weit. Der Hund sprang ins Bett, rollte sich am unteren Ende zusammen und war nicht mehr wegzubekommen. Hab ich schon erwähnt, dass Schnauzer ihren Kopf durchsetzen, wenn man nicht aufpasst? Aber das nächste Mal kommt er uns sicher nicht mehr ins Bett, auf keinen Fall! (Michael Simoner, 24.4.2024)

Hund in der Küche
Ein nasser Hund kam in die Küche. (1/40 Sek., f5, Auto ISO 2000, 40 mm)
Michael Simoner
Hund im Wohnzimmer
Gismo überlegt noch, ob das sein Lieblingsplatz werden kann. (1/125 Sek., f4, Auto ISO 4500, 24 mm)
Michael Simoner
Ein Schnauzer in der Wiese
Schnauzer gehen gerne lange Gassi und Feldwegi. Gismo in der Wiese ... (1/250 Sek., f5.6, ISO 180, 45 mm)
Michael Simoner
Gassigehen mit Schnauzer
... Gismo auf der verkehrsberuhigten Straße ... (1/250 Sek., f4, ISO 100, 26 mm)
Michael Simoner
Schnauzer in der Wiese
... Gismo vor der Pferdekoppel. (1/250 Sek., f5, ISO 100, 38 mm)
Michael Simoner
Schnauzer leckt sich die Schnauze
Ein Schnauzer mit Schnauzbart leckt sich die Schnauze. (1/800 Sek., f6.3, ISO 1000, 200 mm)
Michael Simoner
Ein Schnauzerwelpe in der Wiese
Und hier noch ein Bild von Gismo als Welpe vor genau fünf Jahren. Elf von zehn möglichen Knuddelpunkten. (1/180 Sek., f5, ISO 140, 46 mm am APS-C-Sensor entspricht einer Bildwirkung von 69 mm umgerechnet aufs Kleinbildformat)
Michael Simoner