Tennis kann man leider nicht zu dritt spielen: Bei Art (Mike Faist), Tashi (Zendaya) und Patrick (Josh O'Connor) in
Tennis kann man leider nicht zu dritt spielen: Bei Art (Mike Faist), Tashi (Zendaya) und Patrick (Josh O'Connor) in "Challengers -Rivalen".
Metro Goldwyn Mayer Pictures via AP

Dass die Ära Zendaya in voller Blüte steht, ist nichts Neues. Seit ihrem Imagewechsel von der Disney-Tanzprinzessin zum drogensüchtigen Teenager in Euphoria ist die Schauspielerin die Hollywood-Leiter behände emporgeklommen. Im Kassenschlager Dune II spielt die 27-Jährige an der Seite des ewigen Prinzen Timothée Chalamet die Wüstenkämpferin Chani. Chalamet, man erinnere sich, hat seinen Status als meistbegehrter Jüngling Hollywoods nicht Dune-Regisseur Denis Villeneuve zu verdanken, sondern dem italienischen Regisseur Luca Guadagnino. Dieser hatte Chalamet gemeinsam mit Armie Hammer im Liebes-Coming-of-Age-Drama Call Me by Your Name besetzt, was über die Geschlechtergrenzen hinweg für Schnappatmung sorgte.

Sportlicher Ehrgeiz

Nun hat es auch Zendaya in die sexy-queeren Filmwelten des Luca Guadagnino verschlagen. Im Sport- und Dreiecksliebesfilm Challengers spielt sie Tashi Duncan, eine ehrgeizige Tennisspielerin, die "jedermanns Typ" ist. Das zweifelhafte Kompliment bindet ihr Patrick (Josh O'Connor), der gemeinsam mit seinem Tenniskumpel Art (Mike Faist) um Tashi buhlt, bei der ersten Begegnung auf die Nase. Die erotische Rechnung geht auf, Tashi mag beide, und die beiden Männer mögen sich auch recht gern. So weit, so heiß.

Doch da ist noch der sportliche Ehrgeiz. Tashi, Art und Patrick haben alle drei das Zeug, in die Tennis-Profiliga aufzusteigen – trotz ihrer unterschiedlichen Temperamente. Während Art verbissen in sich gekehrt ist, lassen es Tashi und Patrick gern einmal krachen. Da wird gebrüllt, Tennisschläger werden zertrümmert – und ein Knie, weshalb Tashis erfolgsverheißende Karriere endet, bevor sie überhaupt Fahrt aufnehmen konnte. Ihren übriggebliebenen Ehrgeiz heftet sie an einen der beiden Buben. Sie wird seine Trainerin, er wird zum König von Wimbledon. Es folgen Werbeverträge, viel Geld und ein Kind, bis die Luft beim Power-Couple mit Anfang 30 draußen ist und der frühere Rivale wieder auftaucht – völlig unvermittelt bei einem unwichtigen Country-Club-Turnier.

MGM

Tennis-Fetisch-Fiebertraum

Guadagnino inszeniert seine Geschichte über unsportliches Begehren und sportliche Rivalität wie einen Fetisch-Fiebertraum: Die Kamera klebt an den Muskeln und den Schweißperlen der Protagonisten. Immer wieder zoomt das Bild in Zeitlupe auf nackte, schweißbenetzte Körperteile, dazu setzt, oft völlig unvermittelt, der treibende Elektrosynth-Soundtrack von Trent Reznor und Atticus Ross (im Remix des Hamburger Techno-DJs Boys Noize) ein. Das Resultat ist eine durchgestylte, kunstvolle Musikvideoästhetik, in der die Köpfe des Publikums zum Takt des Tennisballs mitnicken. Camp pur: poppig, einfallsreich und sexy.

Gespielt wird das wunderbar. Zendaya, Josh O'Connor und Mike Faist dürften auch kräftig trainiert haben, denn der Film ist eine Wohltat für die Augen jener, die Tennis schon immer für den attraktivsten Sport überhaupt gehalten haben. Diese Beine, diese Arme, diese knappen Hosen, dieses Stöhnen!

Störfaktor im Negligé

Auch Josh O'Connor kennt man bereits aus der Serie The Crown, wo er – durchaus sympathisch – den jungen Prinz Charles als Sportmann verkörperte. Guadagnino ist indes nicht die erste Italo-Regiegröße, die den rotbackigen Briten, der ein wenig an den jungen Donald Sutherland erinnert, für sich entdeckt hat. In Alice Rohrwachers genialem Grabräubermärchen La Chimera spielte er bereits die Hauptrolle. Mike Faist ist der unbekannte Dritte des Dreiergespanns und geht als kalkulierender Introvertierter zwischen seinen aufbrausenden Co-Stars ein wenig unter. Dabei geht es in Challengers eigentlich um die zwei Buben – das Mädchen in ihrer Mitte ist und bleibt ein unberechenbarer Störfaktor im Negligé.

Der großen Style-Geste fällt unterdessen das Drehbuch von Justin Kuritzkes ein wenig zum Opfer. Die Zeiten springen wild, zur Orientierung blitzt häufiger als nötig eine Schrift im Bild auf, die dem Publikum anvertraut, wann und wo sich Tashi, Art und Patrick gerade wiederbegegnen. Auch die psychologischen Beweggründe, die Liebe und Freundschaft, die die drei füreinander empfinden, werden häufig in treibenden Beats und eindringlichen Zooms erstickt. Wer hier wen wie sehr liebt und begehrt, bleibt bis zum orgiastischen Ende unklar. Die Beziehung nämlich, so klärt Tashi schon zu Beginn auf, findet auf dem Tennisplatz statt. Alles andere ist Nebensache – beziehungsweise Vorspiel. (Valerie Dirk, 25.4.2024)