Die Geister, die sie rief, wird die Gastronomie nicht mehr los. Essenszustellung rettete viele Betriebe über die Corona-Krise hinweg, ihre Gäste fanden Geschmack daran. Lieferdienste nutzten die Gunst der Stunde und bauten Monopole auf, denen sich Wirte kaum noch entziehen können.

Essenszustellung rettete viele Betriebe über die Corona-Krise hinweg. Aus dem Segen wurde für viele ein Fluch.
gurkerl.at & The Green Garden

Viele sehen sich jetzt unter der Last hoher Provisionen erdrückt, fühlen sich von der Plattformökonomie erpresst und ihr hilflos ausgeliefert. Der Aufschrei ist verständlich. Überraschend ist er nicht. Kostenwahrheit ist in der Welt der letzten Meile ein Fremdwort.

Fahrradboten werden als schwächstes Glied in der Kette systematisch ausgepresst. Grassierende Scheinselbstständigkeit unterläuft jeden Kollektivvertrag. Restaurants verdienen an Lieferungen bis zur Haustüre oft ebenso wenig. Getränke als gute Geldquellen fehlen.

Konsumenten gewinnen nur Bequemlichkeit

Wie viel Branchenriesen wie Foodora und Lieferando daran verdienen, liegt angesichts ihrer global weit verzweigten Plattformen im Dunkeln. Auch Konsumenten gewinnen unterm Strich bis auf Bequemlichkeit nicht viel. Über kurz oder lang werden Zusteller sie deutlich stärker als bisher zur Kasse bitten.

Ein Geschäftsmodell, das soziale Rechte der Beschäftigten zu weiten Teilen aushebelt, ist gesellschaftlich nicht tragbar. Nun vergeht auch vielen Gastronomen der Appetit darauf. Im Visier der Wettbewerbshüter ist der Markt schon länger. Wildwest-Manieren gehört ein Riegel vorgeschoben. (Verena Kainrath, 25.4.2024)