"Zeit wird's", mögen manch ungeduldige Apple-Fans sagen. Nachdem Apple das Jahr 2023 in Hinblick auf Tablet-Neuvorstellungen ausgelassen hat, gibt es nun wieder neue Hardware. Zwar aktualisiert Apple dabei nur einen Teil seiner Produktpalette, dafür gibt es zumindest bei einem davon wirklich signifikante Neuerungen. Oder wie Tim Cook es formuliert: "Das größte Update für das iPad seit seiner Einführung", so der Apple-Chef im Rahmen der Vorstellung der neuen Hardware.

Apple iPad Event 2024
Parallel zur Präsentation in New York und Cupertino findet auch ein Launch-Event im neuen Apple-Office in der ehemaligen Londoner Battersea Power Station statt.
Brandtner / STANDARD

iPad Pro

Das iPad Pro bekommt eine Generalüberholung, und das bedeutet vor allem eines: Es verwendet nun ein OLED-Display statt des bisher genutzten LCDs mit MiniLED-Hintergrundbeleuchtung. Die Vorteile dieses Technologiewechsels sind dabei von anderen Geräten wohldokumentiert. OLEDs kommen ohne Hintergrundbeleuchtung aus, da dabei jeder Bildpunkt selbst leuchtet. Das ermöglicht deutlich bessere Schwarzwerte und vor allem auch einen stärkeren Kontrast.

iPad Pro
Das neue iPad Pro mit dem ebenfalls neuen Logic Pro.
Apple

Ein typischer Nachteil von OLEDs ist, dass solche Displays oft weniger hell sind. Das soll hier aber nicht der Fall sein. Dazu hat Apple eine neue Technologie namens "Tandem OLED" entwickelt, bei der zwei OLEDs kombiniert werden. Das Ergebnis: Die neuen iPad Pros versprechen eine Helligkeit von bis zu 1000 Nits sowie eine Spitzenhelligkeit von 1600 Nits. Apple nennt diese Bildschirme übrigens "Ultra Retina XDR Display". Für alle, die dann auch noch weniger Reflexionen haben wollen, gibt es eine Option der Geräte mit einem "Nano Texture Glass", wie es Apple nennt.

Das iPad Pro gibt es sowohl in Ausführungen mit elf als auch 13 Zoll, und beide sind noch einmal deutlich dünner als ihre Vorgänger. Das kleinere Modell ist gerade einmal 5,3 Millimeter dick, das größere gar nur 5,1 Millimeter. Beide Modelle weisen eine 12-Megapixel-Kamera mit Lidar-Scanner und einem adaptiven True-Tone-Flash auf. Das Gewicht liegt bei 444 beziehungsweise 579 Gramm, die Ausführungen mit Mobilfunk-Unterstützung sind jeweils ein paar Gramm schwerer.

iPad Pro
Die Eckdaten des neuen iPad Pro.
Apple

Der M4 ist da

Was viele aber noch mehr interessieren dürfte, ist, was es im Inneren gibt. Bestätigen sich doch die im Vorfeld kolportierten Gerüchte. Mit dem M4 gibt es nämlich eine komplett neue Chip-Generation von Apple. In Kombination mit Verbesserungen bei der Kühlung soll das neue iPad Pro damit bis zu viermal so flott sein wie der Vorgänger mit M2-Chip, wie Apple gewohnt vage versichert.

Besonders streicht Apple die KI-Leistung des M4 heraus. Mit bis zu 38 Billionen Operationen pro Sekunde soll sie sechzigmal so stark sein wie jene in Apples erster eigenen NPU im A11-Chip. Das ist freilich ein sehr weit gefasster Rahmen, naheliegender ist der Vergleich zum M3. Aber auch im Vergleich zu diesem soll der M4 noch mehr als doppelt so schnell sein in KI-Fragen. Wie gut der Chip in diesen Fragen wirklich ist, muss sich aber natürlich erst in unabhängigen Tests zeigen. Dass Apple in diesem Zusammenhang behauptet, andere Hersteller würden gerade erst damit beginnen, KI-Beschleuniger in ihre Chips zu integrieren, ist allerdings eine reichlich gewagte Aussage.

Apple M4 Chip
Das iPad Pro bekommt auch eine komplett neue Chipgeneration von Apple: den M4.
Apple

Der Preis des neuen iPad Pro beginnt bei 1199 Euro für das Elf-Zoll-Modell, die Ausführung mit 13-Zoll-Bildschirm kostet dann bereits mindesten 1549 Euro. Wer will, kann sich aber auch die Variante mit 2-TB Speicherplatz um sagenhafte 2759 Euro kaufen. Beide Ausführungen gibt es in den Farben Schwarz und Silber.

Apple Pencil Pro und Magic Keyboard

Passend zum iPad Pro gibt es ein neues Magic Keyboard. Dieses enthält eine neue Reihe an Funktionstasten sowie ein besseres Touchpad und eine angenehme Handablage. Die Nutzung soll dabei an die Qualität bei einem Macbook heranreichen, gibt Apple vollmundige Versprechen ab. Das neue Keyboard soll 349 Euro für das kleinere Modell und 399 Euro für das größere kosten.

Für Apple-Gründer Steve Jobs war es noch ein absolutes No-Go, ein Smartphone oder Tablet mit einem Stift zu steuern, und doch gibt es den Apple Pencil nun schon einige Jahre – noch dazu in mehreren Ausführungen. Jetzt gesellt sich eine weitere dazu: Der Apple Pencil Pro zeichnet sich dadurch aus, dass er nun auch erkennt, wenn er leicht gequetscht wird. Das passende haptische Feedback wird über einen kleinen Vibrationsmotor gegeben, der im Inneren verbaut wird.

Apple Pencil Pro
Passend zu den neuen Geräten gibt es auch einen neuen Stift: den Apple Pencil Pro.
Apple

Ein im Inneren befindliches Gyroskop lässt sich für neue Steuermöglichkeiten nutzen. Es erkennt Drehungen, um etwa die Stiftdicke zu verändern – Apple nennt das "Barrel Roll". Und wem das noch nicht reicht: Der Stift lässt sich nun auch über Apples "Find My"-Netzwerk finden, falls er einmal verlorengeht. Der Apple Pencil Pro kostet 149 Euro.

iPad Air

Produktpflege betreibt Apple beim iPad Air: Große Umbrüche gibt es bei der neuen Generation nicht, sie beschränkt sich also auf einen "Spec Bump". Das mit einer Ausnahme: Es gibt das iPad Air nun nämlich in einer zweiten Größe. Zur Ausführung mit Elf-Zoll-Bildschirm gesellt sich also eine mit 13-Zoll-Display.

iPad Air
Das neue iPad Air.
Apple

Ebenfalls neu ist ein oftmals gefordertes Feature: Die Frontkamera ist beim iPad Air nun an der längeren Seite angebracht, man setzt also zunehmend auf die Quernutzung bei Videochats. Das gilt übrigens auch für das zuvor beschriebene iPad Pro. Im Inneren kommt ein Apple-M2-Chip zum Einsatz, der laut Apple um bis zu 50 Prozent schneller sein als der M1. Auch die Geschwindigkeit der WLAN-Verbindung soll verbessert worden sein.

Schluss macht Apple mit dem zu geringen Speicherplatz in der kleinsten Ausführung: Das iPad Air gibt es jetzt mit minimal 128 GByte. Der Preis sinkt dabei trotzdem sogar leicht, er beginnt bei 699 Euro für das kleinere Modell, für das größere will Apple ab 949 Euro. An Farben gibt es hier Grau, Blau, Violett und "Polarstern".

iPad Air Specs
Die Eckdaten des neuen iPad Airs
Apple

Wer neue Ausgaben von iPad und iPad Mini haben will, muss sich hingegen noch ein bisschen gedulden, aktuelle Gerüchte sprechen davon, dass diese frühestens Ende des Jahres folgen werden. Zumindest einen kleinen Trost gibt es aber: Apple macht das Basis-iPad der zehnten Generation etwas günstiger, dieses kostet nun nur noch ab 429 Euro.

Sämtliche neuen Geräte können ab sofort vorbestellt werden, die Auslieferung soll dann ab kommender Woche erfolgen.

Ein erster Eindruck

Wie sich all die neuen Apple-Geräte schlagen, wird sich erst in ausführlichen Tests zeigen. Einen ersten Vorgeschmack wird es aber bereits bald geben: Der STANDARD ist bei einer Präsentation der Geräte in London vor Ort und sammelt dort gerade die ersten Eindrücke. (Andreas Proschofsky, 7.5.2024)